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TEEB-Studie

»Tierarten, selbst ganze Ökosysteme verschwinden in einem nie dagewesenen Tempo. Unternehmen verweigern sich dennoch dem Naturschutz, die Schäden gehen in die Billionen«, titelte die Zeit.

Die Kosten des Biodiversitätsverlusts summieren sich weltweit auf viele Milliarden oder Billionen Dollar. Sie beeinflussen damit auch zunehmend Märkte und Verbraucher: In Umfragen zeigen sich die Verbraucher problembewußt.

  • 60 Prozent der Verbraucher aus Amerika und Europa und mehr als 90 Prozent der Verbraucher aus Brasilien sollen sich des Problems des Biodiversitätsverlusts bewusst sein.
  • Mehr als 80 Prozent der Verbraucher weltweit wollen zukünftig keine Produkte mehr von Unternehmen kaufen, die ökologische und soziale Aspekte in ihrer Geschäftspolitik vernachlässigen.

Dies sind Ergebnisse des jüngsten Berichts der TEEB-Studie „TEEB für Unternehmen“ (The Economics of Ecosystems and Biodiversity), der auf einer Konferenz in London vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler von TEEB kommen zu dem Schluss, dass Unternehmen aktuellen Marktanforderungen nur gerecht werden können, wenn sie ein nachhaltiges Biodiversitätsmanagement in ihre Unternehmensstrategie integrieren.

TEEB schlägt Unternehmen dazu vor, sich neuartige Konzepte zur Bilanzierung ihrer Tätigkeit zu Eigen zu machen. Als erfolgreiches Modell nennt der TEEB-Bericht das Beispiel des multinationalen Bergbaukonzerns Rio Tinto. Das Unternehmen hat sich freiwillig zu, „positiven Nettoauswirkungen” im Bereich Biodiversität verpflichtet. In Zusammenarbeit mit führenden Naturschutzexperten hat das Unternehmen neue Wege zur Bewertung der biologischen Vielfalt seiner Ländereien entwickelt und damit begonnen, Ausgleichsmaßnahmen durchzuführen.

Der TEEB-Bericht für Unternehmen fordert außerdem eine verbesserte Bilanzierung von Unternehmensauswirkungen – positive wie negative – auf die biologische Vielfalt, um Änderungen bei Unternehmensinvestitionen und Geschäftsbetrieb herbeizuführen. Dazu empfiehlt er, dass Fachverbände und Bilanzfachleute neue Instrumente wie beispielsweise gemeinsame Standards und Kennzahlen für Unternehmen entwickeln.

TEEB wurde von Deutschland und der Europäischen Kommission auf Vorschlag der G8-Umweltminister im Jahr 2007 initiiert, um den ökonomischen Wert der biologischen Vielfalt und die Kosten der Naturzerstörung zu untersuchen. Die Studie wird unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführt. Ein erster Zwischenbericht der TEEB-Studie wurde auf der UN-Naturschutzkonferenz im Mai 2008 in Bonn vorgelegt. Im November 2009 erschien der TEEB-Bericht für politische Entscheidungsträger. Bis Oktober 2010 werden ein Bericht für öffentliche Verwaltungen und Empfehlungen für Verbraucher folgen. Der TEEB-Abschlussbericht soll bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) im Oktober 2010 in Japan vorgestellt werden.

Solange die nachteiligen externen Effekte sich nicht in der Bilanz der Unternehmen niederschlagen, haben diese keinen Anlass, ihre Geschäftspolitik zu ändern. Solche Maßnahmen scheitern regelmäßig an dem Argument, dass Alleingänge nur dazu führen, dass in einem anderen Land die Konkurrenz davon profitiert. Und so hat jedes Land diverse Branchen, die sich gegen eine besondere Belastung wirksam zur Wehr setzen wissen und so im Ergebnis effiziente Maßnahmen unterbinden.

Insofern wäre die Meidung der Produkte von Unternehmen, die sich wenig um die ökologischen Aspekte kümmern, ein Mittel, die Unternehmen zu strafen. Wie jedoch die Verbraucher selbst auf offensichtliche Krisen wie etwa die Ölpest im Golf von Mexiko reagieren (oder nicht reagieren), ist bekannt. Was kann man dann erst bei den oft nicht bekannten Produktionsmethoden in zahllosen anderen Branchen erwarten? Schließlich stellt sich — selbst wenn die von der TEEB genannten Zahlen stimmen — die Frage, ob die Verbraucher überhaupt erkennen können, dass sie Produkte mehr von Unternehmen, die ökologische und soziale Aspekte in ihrer Geschäftspolitik nicht berücksichtigen. Die großen Konzerne agieren ja nicht als „Unternehmen“, sondern können sich über Markenpolitik, Werbung und andere Maßnahmen das Bild, dass sich die Verbraucher von einem Produkt machen, steuern.

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