In Deutschland ist man länger erwerbslos als in anderen Ländern

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, war in Deutschland im Jahr 2003 genau die Hälfte der Erwerbslosen schon länger als ein Jahr auf Arbeitsuche. Damit war der Anteil sog. Langzeiterwerbsloser in Deutschland deutlich höher als in den meisten anderen Ländern der Europäischen Union (EU). Im Durchschnitt der 25 EU-Länder waren 44,9% der Erwerbslosen schon über zwölf Monate auf der Suche nach bezahlter Arbeit. Dies geht aus den Ergebnissen der europäischen Arbeitskräfteerhebung hervor, die in allen Mitgliedstaaten der EU durchgeführt wird.

Im Vergleich der EU-Mitgliedstaaten schneiden die skandinavischen Länder am besten ab: 16,1% der schwedischen Erwerbslosen mussten zum Zeitpunkt der Befragung schon länger als ein Jahr nach einem Job suchen, nicht viel mehr waren es in Dänemark (19,9%) und Finnland (21,3%). Größer als in Deutschland war der Anteil der Langzeiterwerbslosen in einigen süd- und osteuropäischen Ländern: Fast zwei Drittel (66,1%) der slowakischen Erwerbslosen waren 2003 seit über zwölf Monaten ohne bezahlte Arbeit. In Italien (58,1%), Slowenien (56,6%), Griechenland (56,3%) und Polen (55,0%) traf dies auf über die Hälfte der Erwerbslosen zu.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Blick über Europa hinaus: In den USA waren nach Daten der Organisation für ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2003 lediglich 11,8% der Erwerbslosen seit über zwölf Monaten auf Arbeitssuche.

Langzeiterwerbslosigkeit betrifft am stärksten ältere Personen: Waren in Deutschland 2003 24,6% der 15- bis 24-jährigen Erwerbslosen seit über einem Jahr auf Arbeitssuche, so traf dies auf 63,6% der 50- bis 64-jährigen Erwerbslosen zu. Vergleichbare Muster finden sich in fast allen Mitgliedstaaten, für die diese Daten vorliegen. Lediglich in Italien war Langzeiterwerbslosigkeit unter jüngeren Erwerbspersonen (54%) fast genauso stark verbreitet wie unter älteren Arbeitsuchenden (55,1%).

Die Arbeitskräfteerhebung misst Erwerbstätigkeit nach dem Konzept der internationalen Arbeitsorganisation (ILO), welches auf Grund seiner großen Verbreitung und seiner Unabhängigkeit von nationalen Regelungen besonders gut für internationale Vergleiche der Erwerbsbeteiligung geeignet ist. Daten nach dem ILO-Konzept stehen in Deutschland bisher nur jährlich zur Verfügung. Mit Einführung der neuen monatlichen Erwerbsstatistik, für die monatlich 30.000 Personen im erwerbsfähigen Alter in einer Telefonstichprobe befragt werden, wird das Statistische Bundesamt ab 2005 hochaktuell monatlich international vergleichbare Daten zur Erwerbslosigkeit und Erwerbstätigkeit veröffentlichen können.

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