Investitionen und Verbrauch beschleunigen 2006 das Wirtschaftswachstum

Das Wirtschaftswachstum beschleunigt sich dieses Jahr auf 2,7 % in der Europäischen Union und auf 2,5 % im Euro-Raum, Angekurbelt wird es vor allem von der Inlandsnachfrage, insbesondere von den Investitionen. Dies ist das stärkste Wachstum seit 2000. Angesichts dieses günstigen Klimas belebt sich auch der Arbeitsmarkt, so dass die Arbeitslosenquote im Juli auf 8 % in der EU und auf 7,8 % im Euro-Raum fiel. Wenngleich die Verbraucherpreise durch die Energiekosten nach oben gedrückt werden, bleibt die Inflation dank erhöhter Arbeitsproduktivität und internationalem Wettbewerb begrenzt. Insgesamt wird, verglichen mit 2,2 % im letzten Jahr, mit einer Inflationsrate von 2,3 % sowohl in der EU als auch im Euro-Raum gerechnet.

„Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr sind so gut wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Wir sollten diese guten Zeiten dazu nutzen, weitere Strukturreformen und Haushaltskonsolidierungen voranzubringen. Nur so sind wir in der Lage, noch niedrige Wachstumspotenziale auszuschöpfen, und die notwendigen Sicherheitsmargen für schlechtere Zeiten zu schaffen“, meinte Joaquin Almunia, der für Wirtschaft und Währungsangelegenheiten zuständige Kommissar.

Das Wirtschaftswachstum dürfte 2006 2,7 % in der EU und 2,5 % im Euro-Raum erreichen, verglichen mit 1,6 % bzw. 1,4 % 2005. Damit werden die Wirtschaftsprognosen der Kommission vom Frühjahr 2006 (2,3 % bzw. 2,1 %) kräftig nach oben korrigiert. Vor allem die Beschleunigung des Wachstums im ersten Quartal um 0,8 % und dann um 0,9 % im zweiten Quartal lassen die Korrektur, sowohl in der EU als auch im Euro-Raum, als gerechtfertigt erscheinen.

Die Inflation bei den Verbraucherpreisen, die im Frühjahr noch mit 2,1 % bzw. 2,2 % prognostiziert wurde und 2005 bei 2,2 % lag, liegt 2006 bei 2,3 % sowohl in der EU als auch im Euro-Raum. Dies stützt sich auf die Annahme, dass die Ölpreise entsprechend den Erwartungen des Marktes bei 73 $ je Barrel verharren und dass der Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar auf dem jetzigen Stand bleibt.

Dies ist die zweite der von der Generaldirektion für Wirtschaft und Währungsangelegenheiten der Kommission herausgegebenen Zwischenprognosen. Wie bereits im Februar enthält die Vorausschau Aktualisierungen für die fünf größten Volkswirtschaften der EU. Dieses Mal wurde auch Polen als das größte der 10 Beitrittsländer von 2004 berücksichtigt. Zusammen genommen entfallen auf diese Länder 77 % des BIP der EU.

Hauptmotor ist die Inlandsnachfrage

Das Wirtschaftswachstum in Europa dürfte trotz des Ölpreisanstiegs von 80 % seit Anfang 2005 über das ganze Jahr das Potenzial übersteigen.
Das um etwa einen halben Prozentpunkt dieses Jahr nach oben revidierte globale Wachstum bestärkt diese Aussichten. Die größten Impulse für den Aufschwung in der EU gehen jedoch von der Inlandsnachfrage aus. Die neuesten Daten bestätigen mit 2 % vom ersten zum zweiten Quartal einen deutlichen Anstieg bei den Investitionen des Privatsektors.

Die kräftige Belebung des Wachstums in der EU geht Hand in Hand mit den sich angleichenden Wachstumszahlen der großen Volkswirtschaften. Auch wenn die Umfragedaten auf eine Beruhigung in der zweiten Jahreshälfte schließen lassen, dürfte das Wachstum in den größeren Mitgliedstaaten weiter ihrem Potenzial entsprechen oder darüber liegen. In Deutschland wird das Wachstumsprofil durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte im Januar 2007 beeinflusst, wenngleich die Gesamtauswirkungen dieser Maßnahme, über einen Zeitraum von zwei Jahren betrachtet, als im Großen und Ganzen neutral bewertet werden.

Auf längere Sicht können diese aktualisierten Wirtschaftszahlen dazu führen, dass auch die Zahlen für 2007 nach oben korrigiert werden können, auch wenn die Auswirkungen erst sorgfältig geprüft werden müssen. Anfang November wird die Kommission die nächsten vollständigen Wirtschaftsprognosen vorlegen.

Stabile Kerninflation

An der Inflationsfront werden die Verbraucherpreise weiterhin durch die Energiekosten nach oben getrieben. Rechnet man jedoch die Preise für Energie und nicht verarbeitete Lebensmittel heraus, bleibt die Kerninflation niedrig und lässt soweit nur begrenzte Zweitrundeneffekte erkennen. Die Inflationserwartungen bleiben dank der Belebung der Arbeitsproduktivität und des intensiven internationalen Preiswettbewerbs relativ niedrig. Allerdings wachsen die Bedenken aufgrund des Preisanstiegs auf Erzeugerebene. Insgesamt dürfte die Inflation sowohl in der EU als auch im Euro-Raum dieses Jahr 2,3 % (+0,2 bzw. 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zur Frühjahrsprognose) erreichen.
Gute Aussichten für den Arbeitsmarkt und die öffentlichen Finanzen
Mit der Wirtschaftstätigkeit legte auch das Beschäftigungswachstum seit dem letzten Quartal 2005 deutlich zu. Im Juli lag die Arbeitslosenquote bei 8 % in der EU und bei 7,8 % im Euro-Raum, verglichen mit 8,7 % bzw. 8,6 im Vorjahr. Angesichts der deutlichen Belebung der Wirtschaft dürfte die Arbeitsproduktivität dieses Jahr um etwa 2 % steigen.

Nach den vorliegenden Daten dürfte sich die Haushaltslage in den meisten der großen Mitgliedstaaten gegenüber den Erwartungen für 2006 aufgrund der besseren Prognosen und der höheren Steuerintensität des Wachstums leicht verbessern.

Risikobewertung

Die mit den Prognosen behafteten Unsicherheiten dürften sich für die zweite Jahreshälfte eher positiv auswirken. Unter der Voraussetzung, dass die derzeit günstigen Bedingungen anhalten, kann die gegenwärtig starke Dynamik dazu führen, dass die vierteljährlichen Wachstumsraten die Erwartungen übersteigen, womit das Wachstum aufrecht erhalten werden kann. Darüber hinaus kann die verbesserte Lage am Arbeitsmarkt bewirken, dass die Ausgaben des Privatsektors die Annahmen bei weitem übersteigen. Was nächstes Jahr anbelangt, so wirken sich die Risiken eher negativ aus. So können weitere Ölpreisanstiege nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko eines ungeregelten Abbaus weltweiter Ungleichgewichte stellt auch weiterhin ein Risiko für die weltweiten Wachstumsprognosen dar, insbesondere dann, wenn sich der US-Immobilienmarkt deutlich abschwächt.

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