Qualitätssicherungssysteme für Lebensmittel

Die Zukunft der Qualitätssicherungssysteme für Lebensmittel, das Funktionieren dieser Systeme auf dem Binnenmarkt sowie ihr Nutzen und Potential wurden von Wirtschaftsbeteiligten und Sachverständigen auf einer Konferenz erörtert, die unter dem Titel „Food Quality Certification – Adding Value to Farm Produce“ („Qualitätssicherungssysteme für Lebensmittel – Mehrwertschaffung für Agrarerzeugnisse“) am 5. und 6. Februar 2007 in Brüssel stattfand.

„Die Herstellung qualitativ hochwertiger Erzeugnisse ist für die Kommission von allergrößter Bedeutung. Es geht darum, die Zukunft der europäischen Landwirtschaft zu sichern und die Entwicklung des ländlichen Raums voranzutreiben“, so Mariann Fischer Boel, EU-Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. „Qualitätslogos sind ein geeignetes Instrument zur Qualitätsförderung. Es muss jedoch zu erkennen sein, wofür die einzelnen Logos eigentlich stehen. Jeder Verbraucher muss die Möglichkeit erhalten, zu erfahren, was sie bedeuten.“

Die EU-Normen für das Inverkehrbringen von Lebensmitteln zählen zu den strengsten der Welt: Alle Lebensmittel, ob sie nun in der EU erzeugt oder eingeführt wurden, müssen strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften entsprechen. Außerdem unterliegen die europäischen Landwirte und Lebensmittelhersteller detaillierten Vorschriften über Tierschutz, Umweltschutz, Arbeitsschutz und Beschäftigung. Das Einhalten dieser Vorschriften ist für die Landwirte mit hohen Kosten verbunden; zumeist erhalten sie jedoch für ihre Erzeugnisse keine höheren Preise als ihre Kollegen aus Nicht-EU-Ländern. „Ein EU Kennzeichnungssystem oder Logo wäre eine Möglichkeit, die bestehenden EU-Normen effektiver zu kommunizieren“ sagte Mariann Fischer Boel. Sie fügte jedoch hinzu „ich habe noch viele Fragen und ich weiss, dass viele Interessenvertreter der Idee skeptisch gegenüberstehen.“ Es muss noch genauer untersucht werden, wie ein solches EU Kennzeichen funktionieren könnte.

Zertifizierungssysteme können den Landwirten helfen, den Dialog mit den Verbrauchern über Lebensmittel zu verbessern. Die erfolgreichsten Zertifizierungssysteme können den Landwirten den Zugang zu wichtigen Märkten eröffnen, den Verbrauchern helfen, ihre Kaufentscheidungen in voller Kenntnis der Sachlage zu treffen, und dazu beitragen, dass ein größerer Teil des Mehrwerts im ländlichen Raum verbleibt.

Allerdings haben sich bei einigen Qualitätssicherungssystemen Probleme herausgebildet. Die Landwirte klagen über Mehrfachkontrollen und über hohe Kosten für die Teilnehmer. Die Kommission fordert Systembetreiber auf, Eckpunkte festzulegen, die gegenseitige Anerkennung zu fördern und Mehrfach-Audits sowie Mehrfachkontrollen zu verhindern. Die Landwirte und Erstverarbeiter sollten an der Entwicklung und Umsetzung von Zertifizierungssystemen mitwirken und gegebenenfalls als Betreiber selbst in die Systeme einbezogen werden.

Weitere Probleme, die einer Lösung bedürfen, sind mögliche Einschränkungen des freien Warenverkehrs auf dem Binnenmarkt sowie Schwierigkeiten für Ausführer aus Entwicklungsländern. Die Behörden in den Mitgliedstaaten und die Kommission müssen dafür sorgen, dass die Binnenmarktvorschriften eingehalten werden, und den Missbrauch marktbeherrschender Stellungen sowie kartellähnliches Verhalten verhindern.

Landwirte und sonstige Wirtschaftsbeteiligte aus Entwicklungsländern sollten in die Entwicklung von Systemen, die für die Einfuhren von Bedeutung sind, einbezogen werden, wobei die technische Hilfe im Rahmen von Hilfsprogrammen zu leisten wäre.

Abschließend wurde vereinbart, dass die Erforschung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Lebensmittel-Qualitätssystemen fortgeführt werden sollte, insbesondere ihre Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Einkommen und auf die ländliche Entwicklung.

Alle betroffenen Wirtschaftszweige und Interessenvertreter waren auf der Konferenz vertreten. Die Veranstaltung steht am Ende eines zweijährigen Pilotprojektes, das von der gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission (GFS) durchgeführt wurde.

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