Bericht der VN gießt Öl ins Feuer der GV-Kontroverse

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) bei den Vereinten Nationen (VN) unterstützt gentechnisch veränderte Organismen (GVO) unter der Bedingung, dass die Biotechnologie vielmehr durch Regierungsmittel gefördert wird als durch multinationale Unternehmen, wenn sie den Entwicklungsländern Nutzen bringen soll.

Der Bericht vom 17. Mai mit dem Titel „Landwirtschaftliche Biotechnologie: Den Bedarf der Armen decken?“ erklärt, dass transgene Technologien ein großes Potenzial bergen für die Steigerung des Ernteertrags, die Senkung von Kosten für die Kunden und die Verbesserung des Nährwerts von Lebensmitteln. Er betont jedoch den Bedarf an einem pflanzenspezifischen Ansatz zur Einschätzung der Risiken sowie die Bedeutung von mehr Förderungen durch die nationalen Regierungen.

Dem Bericht zufolge ist das Hauptproblem, dass die multinationalen Unternehmen und die Bauern aus den Industrieländern den größten Nutzen davontragen.

Bisher haben sich die auf beinahe 2,5 Mrd. Euro im Jahr belaufenden Investitionen durch die private Biotechnologie-Industrie in die landwirtschaftliche Biotechnologieforschung und -entwicklung (F&E) auf die Unterstützung von vier landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen konzentriert: Baumwolle, Soja, Mais und Raps. Bei diesen transgenen Nutzpflanzen werden nur zwei genetische Merkmale verändert: die Insektenresistenz und die Herbizidtoleranz. Sie werden in reichen Ländern angebaut und nützen in erster Linie kommerziellen Interessen.

Der Bericht beklagt die Tatsache, dass die Wissenschaftler den Nahrungsmittelkulturen für die Armen nur wenig Aufmerksamkeit schenken.

Jacques Diouf, Generaldirektor der FAO, sagte: „Weder der private noch der öffentliche Sektor hat bedeutsame Investitionen in neue Gentechniken für die so genannten „Orphan Crops“ wie Kuhbohne, Hirse, Sorghum und Tef geleistet, die für die Lebensmittelversorgung und den Lebensunterhalt der ärmsten Menschen der Welt von wesentlicher Bedeutung sind.“

Der Bericht erklärt außerdem, dass die Biotechnologie konventionelle Tierzuchtprogramme beschleunigen sowie Diagnoseinstrumente und Impfungen zur Krankheitskontrolle liefern könnte. Ferner könnte sie die Verwendung von Chemikalien reduzieren, die schädlich für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen sind, die Nährwertqualität von Hauptnahrungsmitteln verbessern und neue Produkte für die Verwendung in den Bereichen Gesundheit und Industrie schaffen. Eine damit in Zusammenhang stehende Reduzierung von Pestiziden und giftigen Herbiziden habe „nachweislich gesundheitlichen Nutzen“ für Landarbeiter in China gehabt, heißt es im Bericht.

Allerdings „gibt es keine bedeutenden Programme von Seiten des privaten oder öffentlichen Sektors, welche die entscheidenden Probleme der Armen in Angriff nehmen oder die Nutzpflanzen und Tiere zum Ziel haben, von denen sie abhängen“, fügt der Bericht hinzu.

Brasilien, China und Indien, die über die größten öffentlichen landwirtschaftlichen Forschungsprogramme in den Entwicklungsländern verfügen, geben jährlich weniger als 450Mio. Euro aus, während es keine nennenswerte private Forschung in den meisten Entwicklungsländern gibt.

Die Erforschung der Verbesserung von Nutzpflanzen für die Armen ist eine öffentliche Aufgabe, verweist der Bericht. Jedoch sind öffentliche Ausgaben für landwirtschaftliche Forschung, die den Armen helfen soll, in den letzten Jahren rückläufig gewesen.

Der Bericht verweist darauf, dass die Biotechnologie mehr als nur gentechnisch veränderte Organismen beinhaltet und konventionelle landwirtschaftliche Technologien ergänzen und nicht ersetzen solle.

Die gegenwärtig im Markt erhältlichen GV-Nutzpflanzen sind, was ihren Verzehr angeht, sicher, fügt der Bericht hinzu und merkt aber an, dass die Wissenschaftler unterschiedlicher Meinung sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt. Der Bericht fordert daher mehr Forschung zur Messung der Umweltfolgen des so genannten „Genflusses“.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass „die Wissenschaft keine Technologie als völlig gefahrenfrei erklären kann.“ Er hält die Forderung nach vollkommener Sicherheit über die Auswirkungen einer Technologie vor deren Einsatz für unrealistisch.

Der Bericht erscheint im Laufe derselben Woche, in der die Europäische Union den Import der gentechnisch veränderten Maissorte BT-11 für den Verzehr durch Menschen billigen und damit ein sechs Jahre währendes De-facto-Moratorium beenden soll. Allerdings soll nur der Import der Maissorte genehmigt werden, nicht aber dessen Anbau in Europa.

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