Textilien und Bekleidung: Erstes Treffen der hochrangigen Gruppe

Die hochrangige Gruppe „Textilien“ tritt auf Anregung der Europäischen Kommission am 5. 3. 2004 zum ersten Mal in Brüssel zusammen. Sie wird Empfehlungen für Maßnahmen erarbeiten, die die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Textil- und Bekleidungsgewerbes verbessern sollen.

An der ersten Zusammenkunft der Gruppe werden u. a. drei Mitglieder der Europäischen Kommission teilnehmen: Erkki Liikanen (Unternehmen und Informationsgesellschaft), Pascal Lamy (Handel), und Philippe Busquin (Forschung) sowie Minister aus vier EU-Mitgliedstaaten: Nicole Fontaine (Frankreich), Antonio Marzano (Italien), Georg W. Adamowitsch (Deutschland) und Maria Ventura (Portugal), ferner Concepció Ferrer, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Vertreter der Industrie, des Groß- und des Einzelhandels, von europäischen Handelsverbänden, Gewerkschaften sowie örtlichen Vereinigungen des Textil- und Bekleidungsgewerbes. Die Gruppe wird Empfehlungen dazu erarbeiten, wie sich industrie- und handelspolitische Konzepte im Textil- und Bekleidungsgewerbe der erweiterten EU umsetzen lassen. Die Empfehlungen werden sich wahrscheinlich auf Fragestellungen erstrecken, für die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors von entscheidender Bedeutung sind, etwa Forschung und Innovation, Bildung, Ausbildung und Beschäftigung, Handelspolitik, Schutz der Rechte an geistigem Eigentum, Kennzeichnung und Industriezusammenarbeit. Für den Frühsommer ist ein Zwischenbericht geplant.

Erkki Liikanen, Mitglied der Europäischen Kommission für Unternehmen: „Das europäische Textil- und Bekleidungsgewerbe hat in den letzten drei Jahren schwere Zeiten durchgemacht. Es ist aber auch von etlichen Erfolgen zu berichten: sowohl im Binnenmarkt als auch auf wichtigen Ausfuhrmärkten. Im Bereich Nonwoven und bei technischen Textilien sind die europäischen Hersteller weltweit führend. Unsere Aufgabe besteht darin, in diesem Wirtschaftsbereich, der sich im Wandel befindet, auf den vorhandenen Stärken aufzubauen. Ferner müssen wir in den Bereichen tätig werden, die es uns erlauben, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Ich bin sicher, dass die neue Textil-Gruppe dabei eine Schlüsselrolle spielen wird.“

Diese Worte ergänzte Pascal Lamy, Mitglied der EU-Kommission für Handel, wie folgt: „Das Textilgewerbe hat in Europa eine Zukunft, seine Interessen stehen auf der Handelsagenda der EU ganz oben. 2005 werden zwar die Einfuhrkontingente verschwunden sein, nicht aber unser Interesse an dieser Branche. Wir müssen für den Handel neue Möglichkeiten erschließen, damit die europäische Industrie im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass die Entwicklungsländer insbesondere die ärmsten unter ihnen wirksam in den Welthandel einbezogen werden. Die laufenden Verhandlungen im Rahmen der Doha-Entwicklungsagenda der Welthandelsorganisation sind hierfür ganz wesentlich.“

„Zu einer Zeit, in der über die Folgen der Globalisierung für die Arbeitsplätze der industrialisierten Länder heftig diskutiert wird, müssen wir auf unserem Know-how in diesem traditionellen Sektor aufbauen, um neue spitzentechnologische Anwendungen zu entwickeln“, so Philippe Busquin, Mitglied der Europäischen Kommission für Forschung. Die Textilindustrie der EU kann gedeihen, wenn sie in neue Produktionsverfahren und neue Materialien, in innovative Gestaltung und Herstellungsverfahren, in Ausbildung und Fähigkeiten investiert. Die hochrangige Gruppe wird dabei helfen, die Anstrengungen der wichtigsten Beteiligten zu bündeln, wenn es darum geht, eine Zielvorstellung und eine klare Planung der strategischen Forschung auf diesem Gebiet zu ermitteln, die verstreuten Ressourcen zusammenzufassen und die unzureichende Koordinierung unterschiedlicher Initiativen zu verbessern. Eine zielgerichtete Anstrengung, die von allen Beteiligten im Textilgewerbe unterstützt wird, kann Europa dabei helfen, seine führende Stellung in diesem Sektor wiederzuerlangen.“

Die hochrangige Gruppe für Textilien und Bekleidung ist von der Kommission als Folgemaßnahme zu den Empfehlungen vorgeschlagen worden, die in ihrer Mitteilung vom letzten Herbst über die Zukunft des Textil- und Bekleidungsgewerbes in der erweiterten Europäischen Union (siehe IP/03/1463) enthalten sind. Das Gesamtkonzept wurde von den Ministern im Rat „Wettbewerbsfähigkeit“ am 27. November 2003 gebilligt.

Die Gruppe wird Empfehlungen für spezifische Maßnahmen erarbeiten, die in allen in der Mitteilung aufgeführten Bereichen durchzuführen sind. Zu diesen Bereichen zählt sowohl die Industrie- als auch die Handelspolitik für die Textil- und Bekleidungsindustrie; dabei werden die besonderen Faktoren berücksichtigt, die für die Wettbewerbsfähigkeit dieses Sektors bestimmend sind: u. a. Forschung und Entwicklung, Innovation und Berufsausbildung sowie die Regionalpolitik.

Die Kommission wird bis Juli 2004 einen Bericht über die ersten Schlussfolgerungen der Gruppe vorlegen.

Hintergrund

Auf das europäische Textil- und Bekleidungsgewerbe entfallen ungefähr 4 % der Produktion und 7 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes der EU. Seine 177 000 Unternehmen erzielen einen Gesamtumsatz von 200 Mrd. € und beschäftigen ungefähr 2,1 Millionen Menschen.

Die EU wickelt neben den USA weltweit den umfangreichsten Handel mit Textil- und Bekleidungserzeugnissen ab. Er erreichte 2002 insgesamt einen Wert von 115 Mrd. €. Darüber hinaus ist die EU weltweit der größte Exporteur von Textilien und nach China zweitgrößter Exporteur von Bekleidungserzeugnissen.

2002 führte die EU Textilien und Bekleidung im Wert von 23,8 Mrd. E aus und verzeichnete bei diesen Produkten ein Handelsbilanzdefizit von 27,8 Mrd. €; im Handel mit Bekleidung betrug der Fehlbetrag 35,7 Mrd. €, aber bei den Textilien ergab sich ein Überschuss von 8,9 Mrd. €. Auf Textilien und Bekleidung entfallen 5,8 % am EU-Gesamthandel.

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