Soziale Kosten der Familien tragen weiterhin die Familien

Jedes fünfte Kind in der Europäischen Union wächst in Armut auf. Zu diesem Ergebnis ist ein Kommissionsbericht über Sozialschutz und soziale Eingliederung gelangt. In Deutschland leben demnach 12 Prozent der Kinder unterhalb der Armutsgrenze – im EU-Vergleich bedeutet das den niedrigsten Wert nach Dänemark, Finnland (je 10 Prozent) und Zypern mit 11 Prozent. Dagegen liegt in fast der Hälfte der 27 EU-Staaten die Kinderarmut über dem Durchschnittswert von 19 Prozent: so zum Beispiel in Polen, Italien oder Lettland, wo jedes vierte Kind als arm gilt.

Zwar hätten sich die Reformen des Sozialschutzes in Laufe des letzten Jahres schon zu stärkerem Wachstum und höherer Beschäftigung geführt, sagte Vladimír Špidla, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit. „Jedoch brauchen wir abgestimmte Maßnahmen, wenn wir wollen, dass die Situation der am stärksten marginalisierten Mitglieder unserer Gesellschaft verbessert wird.“ Die Bekämpfung von Kinderarmut setze daher einen Maßnahmenmix voraus, so Spidla. Vor allem ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Unterstützung der Familien und Maßnahmen zugunsten der Kinder selbst sei von Nöten. Dazu gehöre neben einer gut konzipierten Einkommensunterstützung die Möglichkeit einer qualifizierten Beschäftigung, damit sich die Eltern in den Arbeitsmarkt integrieren können.

Im Mittelpunkt des „Gemeinsamen Berichts über Sozialschutz und soziale Eingliederung 2008“ stehen Schwerpunkte und Fortschritte in den Bereichen Kinderarmut, Verlängerung des Arbeitslebens, private Rentensysteme, Ungleichheiten im Gesundheitszustand und Langzeitpflege. Reformen des Sozialschutzes und aktive Maßnahmen zur sozialen Eingliederung haben im Laufe des letzten Jahres eindeutig zu stärkerem Wachstum und höherer Beschäftigung in Europa beigetragen. Die EU-Studie zeigt, dass 16 Prozent aller EU-Bürger als armutsgefährdet gelten. Unter diesen 78 Millionen seien vor allem die 19 Millionen gefährdeten Kinder bis 17 Jahre alarmierend. Von den deutschen Kindern, die der Gefahr von Armut ausgesetzt sind, leben rund 9 Prozent in Familien, in denen beide Elternteile arbeitslos sind. Durch Staatsbeihilfen wird das Kinderarmutsrisiko in Deutschland überdurchschnittlich – nämlich um 55 Prozent – gemindert.

Die Studie äußert sich auch zur Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern in den Mitgliedstaaten. 44 Prozent der 55- bis 64-Jährigen waren demnach 2006 in Lohn und Brot, im Jahr 2001 arbeiteten dagegen nur 38 Prozent der Älteren. Ab einem Lebensalter von 60 Jahren sinkt die Beschäftigungsrate in der EU jedoch nach wie vor: nur 28 Prozent der 60- bis 64-Jährigen sind noch erwerbstätig. Der Bericht kommt außerdem zu dem Schluss, dass die Reformen der Altersversorgungssysteme ebenso wie ein hochwertiges Angebot an Langzeitpflege in der EU forciert werden soll.

Der Kommissionsbericht soll am 29. Februar von den für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten zuständigen Ministern erörtert werden. Nach der Annahme durch den Rat wird der Bericht dem Europäischen Rat auf seiner Frühjahrstagung am 13. und 14. März vorgelegt; damit soll die soziale Dimension des Maßnahmenpakets „Wachstum und Beschäftigung“ herausgestellt werden.

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